5 Fragen, 1 Projekt: Die ZHAW koordiniert und fördert Schweizer Forschungsaktivitäten auf dem indischen Subkontinent

Die ZHAW wurde vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) beauftragt, als Leading House die Schweizer Forschungsaktivitäten auf dem indischen Subkontinent zu koordinieren und zu fördern. Dafür stehen in den kommenden vier Jahren 1.35 Mio CHF für entsprechende Projekte zur Verfügung. Projektleiter Waseem Hussain von der School of Management and Law erklärt im Interview, welche Möglichkeiten sich dadurch für ZHAW-Angehörige sowie die ganze Forschungscommunity in der Schweiz ergeben.

Die ZHAW übernimmt das Mandat von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), dem bisherigen Leading House für Indien, und ist neu auch für die anderen Länder des Subkontinents verantwortlich (Indien, Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Iran, Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka). Die ZHAW wird somit im Auftrag des SBFI Projekte fördern, welche von Schweizer Forschenden in Kooperation mit Partnern in den entsprechenden Ländern durchgeführt werden.

Waseem Hussain, wie hat die ZHAW von diesem Mandat erfahren und wie ist sie zum Leading House geworden?
Das SBFI gelangte im Frühling 2017 mit der Anfrage an den Rektor, ob sich die ZHAW vorstellen könnte, dieses Mandat zu übernehmen. Die Schule hat daraufhin ihr Interesse signalisiert, und nachdem die Aufgaben und Verantwortlichkeiten geklärt waren, erfolgte die endgültige Mandatierung. Schliesslich ging die Projektleitung an mich als Angehöriger des International Management Institutes.

Was waren deiner Meinung nach die entscheidenden Faktoren, weshalb die ZHAW den Zuschlag dafür erhalten hat?
Matchentscheidend war sicherlich unser Status als Fachhochschule, da mit unseren Aktivitäten auf dem indischen Subkontinent auch Start-Up- und Innovationsprozesse sowie die Anwendungsforschung gefördert werden sollen. Damit haben wir als praxisorientierte Institution sehr viel Erfahrung. Hinzu kam sicher die Tatsache, dass wir nahezu alle Fachdisziplinen unter einem Dach vereint haben. Dies war dem SBFI wichtig.

Wie hoch war der Aufwand für den Erhalt dieses Mandats im Vergleich zu anderen Ausschreibungen?
Wir mussten gegenüber dem SBFI die internationale Erfahrung der ZHAW erläutern sowie aufzeigen, dass wir hinsichtlich Kapazitäten und Knowhow in der Lage sind, die Rolle als Leading House wahrzunehmen. Das Mandat wird auch in regelmässigen Abständen evaluiert. Überhaupt arbeiten wir sehr eng mit dem SBFI zusammen, zurzeit erarbeiten wir z.B. den Aktionsplan, der die Abläufe und Aktivitäten des Mandats genau festlegt.

Welche Aspekte – neben den fachlichen Qualitäten – versuchst Du generell bei Projektanträgen hervorzuheben? Oder anders gefragt: Bei eurer zukünftigen Projektförderung im Namen des SBFI, welche Punkte werden Dir selber wichtig sein in einem Antrag?
Für mich müssen jeweils zwei Punkte erfüllt sein in einem Antrag: 1. Was ist der konkrete Nutzen des Projekts und 2. sehe ich das persönliche Engagement des Forschers oder der Forscherin. Letzteres muss ich spüren, einfach nur Geld abholen zu wollen reicht nicht. Bezüglich des Nutzens eines Projekts bin ich mir im Klaren, dass dieser, gerade in der Grundlagenforschung, nicht immer einfach zu benennen ist. Umso wichtiger wird sein, seine Projektergebnisse richtig zu antizipieren.

Was sind nun die nächsten geplanten Aktivitäten und erwarteten Ergebnisse im Rahmen des Mandats, von denen wir hören werden?
Alle Finanzierungsinstrumente, die lanciert werden, zielen auf eher kleinere Forschungsprojekte ab. Die Förderbeiträge liegen zwischen 5’000 und 25‘000 CHF. Wir haben zurzeit vier gesetzte Finanzierungsarten: Konkrete bilaterale Forschungskooperationen, Erschliessung von neuen gemeinsamen Forschungsfeldern, Förderung des Austauschs zwischen den Ländern sowie Projekte zur Innovationsförderung zwischen Wissenschaft und Industrie. Bei der Forschungskooperation liegt neben Indien ein weiterer Länderfokus im Iran, zumal die University of Isfahan seit kurzem einen Swiss Desk besitzt, der zusätzlich den wissenschaftlichen Austausch fördert. Es können jedoch für alle Länder, die in unseren Mandatsbereich fallen, Forschungsbeiträge beantragt werden. Das SBFI hat deutlich die Vorgabe geäussert, dass dabei die Fachhochschulen und die pädagogischen Hochschulen gleich behandelt werden müssen wie die Universitäten. Es soll nicht nur Grundlagenforschung, sondern auch angewandte Forschung gefördert werden, dies versuchen wir als Leading House umzusetzen. Gleichzeitig stehen wir aber auch in engem Kontakt mit der ETH, welche das Leading House für Ost- und Südostasien ist. Auch dort können Angehörige von Fachhochschulen Projekte einreichen, beispielsweise wenn ZHAW-Forschende ein spannendes Projekt mit Japan durchführen wollten. Im entsprechenden Fachgremium, das die Anträge evaluiert, sitzen auch FH-Angehörige, genauso wie bei uns Universitäts-Vertreter dabei sein werden.

Zur Person:
Waseem Hussain arbeitet seit dem 1. Juli 2017 an der ZHAW und ist Leiter des «India Desk» und des «Leading House Indian Subcontinent». Er ist ausserdem Dozent zum Schwerpunktthema «Doing Business in India» in den Lehrgängen International Executive MBA und MAS Business Administration.

Weitere Informationen:
Waseem Husssain, ZHAW School of Management and Law, waseem.hussain@zhaw.ch, 058 934 40 89

Interview: Manuel Bamert


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