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Für die Ergotherapie ist es wichtig, über den nationalen Tellerrand hinauszuschauen.

Seit 40 Jahren ist Sabine Hendriks Ergotherapeutin. In dieser Zeit hat sich die Ausbildung grundlegend verändert, der Beruf hat stark an Bedeutung gewonnen. An der ZHAW war die Dozentin und fünffache Mutter beim Aufbau des Bachelorstudiengangs von Anfang an dabei.

Sie haben die Akademisierung der Ergotherapie hautnah miterlebt und vorangetrieben. Warum war dieser Schritt für die Profession entscheidend?

Als ich Ende der 1970er Jahre in Wien die Ausbildung machte, war Ergotherapie ein wenig bekannter Therapieansatz. Nur grosse Institutionen boten Ergotherapie an und für die Therapieräume gab es oft nur im Keller Platz. Da zu dieser Zeit erst wenig Forschung betrieben wurde, arbeiteten wir kaum evidenzbasiert.
Die Akademisierung und die Verbindung zur Forschung trugen dazu bei, dass Ergotherapie heute ein bekannter und anerkannter Beruf ist. Wir müssen unsere Profession nicht mehr verteidigen, sondern können sie wissenschaftlich begründen. So konnten wir einen Beitrag dazu leisten, die Ergotherapie aus ihrem Schattendasein zu befreien.

Welche Aufgaben haben Sie bei der Entwicklung des Studiengangs übernommen?

Ich habe zu Beginn den Unterricht im Fachbereich Geriatrie entwickelt. Daneben habe ich daran gearbeitet, das Handwerk als ergotherapeutisches Mittel zu begründen. Evidenz dazu zu finden, war keine einfache, aber eine spannende Aufgabe. Klienten lernen über das Handwerk, trotz Einschränkung, «etwas» zu tun, das für ihren Alltag wichtig ist. Zum Beispiel können depressive Menschen über diesen Weg oft aus ihrer Passivität geholt werden. Tätigsein ist ein Grundbedürfnis der Menschen, nichts tun macht unzufrieden. Die gewünschten Betätigungen der Klienten zu unterstützen, ist darum das Kerngebiet der Ergotherapie. Wichtig ist aber, die Ergotherapie nicht nur auf das Handwerk zu reduzieren.

Daneben war ich in vielen anderen Modulen involviert. Mein jüngstes Projekt heisst COPILOT. Zusammen mit Dozierenden fünf europäischer Hochschulen entwickeln wir öffentlich zugängliche E-Learning-Module. Mit diesen können Ergotherapie-Studierende von zu Hause aus international zusammenarbeiten und ihre Leistungen ans Studium anrechnen lassen. Gerade für eine kleine Berufsgruppe wie die Ergotherapie ist es wichtig, über den nationalen Tellerrand hinauszuschauen. 

Ihr Unterricht ist sehr vielseitig. Unter anderem wird im Modul Studierendenbegleitung ein elektronisches Bewerbungsportfolio erstellt. Was ist das Ziel?

Studierende denken durch die Arbeit mit dem Reflexionsportfolio über sich selbst nach und lernen, reflektiert ihre Kompetenzen zu entwickeln. Sie trainieren damit, über ihre Fähigkeiten Auskunft zu geben. Das ist Knochenarbeit, das macht kaum jemand freiwillig. Für die spätere Berufspraxis ist das aber wichtig, damit die Studierenden lernen, sich in der Praxis zu vertreten und ihre Arbeit zu erklären. Die Kombination von kompetentem Auftreten und professionellem Reasoning erlaubt es ihnen dann, ihre Interventionen zu begründen; insbesondere da, wo Fortschritte bei Klienten von aussen nicht immer gleich sichtbar sind.

Dem elektronischen Bewerbungsportfolio geht ein intensives Bewerbungstraining voraus. Über die Bewerbungsplattform Mahara lernen die Studierenden, sich mit einem elektronischen Bewerbungsdossier vorzustellen. In der heutigen Zeit ist der Umgang mit neuen Medien wichtig, darum gehört eine persönliche Videobotschaft dazu. Dieses Training hilft in der Praxis, Klienten im Bewerbungsprozess zu unterstützen.

Die Studierenden treffen im Modul Studierendenbegleitung während allen Semestern regelmässig Dozierende. An den Treffen haben sie Gelegenheit, auch Themen wie Prüfungsstress oder Organisationsprobleme im Studium anzusprechen.