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Lernen mit Filmblut, Beckenmodellen und einer Schauspielerin

An den interprofessionellen Skillstagen am Departement Gesundheit führen Hebammen Medizinstudierende der ETH Zürich in die Praxis der Geburtshilfe ein. Gemeinsam berechnen sie den Geburtstermin, lernen Geburtspositionen kennen und untersuchen das Neugeborene. Die ZHAW-Dozentin Gabriele Hasenberg hat die erste Durchführung der Tage mitorganisiert und an der ZHAW geleitet. Im Interview erzählt sie, wie beide Berufsgruppen von der Zusammenarbeit profitieren.

Wie ist es dazu gekommen, dass Studierende der Humanmedizin und angehende Hebammen gemeinsam an den interprofessionellen Skillstagen lernen?

Der Bachelorstudiengang Humanmedizin der ETH ist noch jung, 2017 starteten die ersten Studierenden. Der Studiengang verbindet medizinische mit technisch-naturwissenschaftlichen Aspekten der menschlichen Gesundheit. Dieses vertiefte technische Verständnis und die Forschungskenntnisse haben zum Ziel, die angehenden Ärztinnen und Ärzte für die Medizin der Zukunft zu wappnen. 

Beim Thema Geburtshilfe sollten die Studierenden nicht nur mögliche krankhafte Veränderungen, also Pathologien, kennen, sondern auch in die praktischen Aufgaben der Hebammen Einblick erhalten. So lernen sie die natürlichen Prozesse Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kennen.

Darum unterstützt das ZHAW-Departement Gesundheit zusammen mit der Berner Fachhochschule Gesundheit das Modul Reproduktion des Studiengangs Humanmedizin. Neben den Skillstagen unterrichteten die Dozentinnen der ZHAW und der BFH zwölf Lektionen an der ETH. Ebenfalls am Modul beteiligt waren Mediziner des Universitätsspitals Zürich. Sie lehrten über die Pathologie in der Geburtshilfe.

Was konnten die Humanmediziner von den Hebammen lernen und umgekehrt?

Die Humanmediziner sind im fünften Semester, sie beschäftigen sich zum ersten Mal während ihres Studiums mit dem Thema Geburtshilfe. Die Hebammen, die im dritten Semester studieren, haben das Thema bereits vertieft behandelt. Sie haben die Humanmediziner darum an den praktischen Posten angeleitet. So konnten die ETH-Studierenden Handlungen und Fertigkeiten ausprobieren, während die angehenden Hebammen von der Vertiefung des Stoffes profitieren konnten.

Beide Berufsgruppen arbeiten in der Praxis eng zusammen, da ist es wichtig, zu wissen, welche Aufgaben und Rollen die jeweils andere Berufsgruppe hat. Hebammen begleiten eine natürlich verlaufende Schwangerschaft und Geburt, während die Ärzte für Pathologien zuständig sind.

Durch das gemeinsame Lernen sind die Studierenden beider Studiengänge miteinander ins Gespräch gekommen. Die Hebammen waren schon im Praktikum und konnten aus der Arbeit in der Praxis erzählen. So entstanden angeregte Diskussionen.

Was waren Ihre Aufgaben an den Skillstagen?

Es war eine grosse organisatorische Herausforderung, 42 Studierenden der ETH und 65 Hebammenstudierenden einen umfassenden Überblick über die Geburtshilfe zu geben. Wir haben dafür zusammen mit den Berner Kolleginnen 16 Posten entwickelt. Die Studierenden lernten mit unterschiedlichen Mitteln. Oft arbeiteten sie mit Modellen: Zum Beispiel konnten sie die Lage des Ungeborenen ertasten, den Muttermund beurteilen oder eine Geburt simulieren. Geburtspositionen lernten sie mit Hilfe eines Mayahockers, einem Ball, einer Matte und einem Gebärbett kennen. Mit Filmblut lernten die Studierenden, Blutungskontrollen durchzuführen, eine echte Plazenta konnten sie auf ihre Vollständigkeit prüfen. Sogar eine Schauspielerin war dabei. Die Studierenden mussten mit ihr eine geburtshilfliche Anamnese durchführen, zum Gespräch gab es dann in der Gruppe ein Feedback.