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Ergotherapie auf Distanz studieren

Seit gut einem Monat ist im Bachelorstudiengang Ergotherapie nichts mehr wie davor. Dass der auferlegte Fernunterricht nicht nur Nachteile hat, zeigt eine Umfrage bei den Studierenden. Trotzdem fordern die neuen Rahmenbedingungen viele Kompromisse und zum Teil Abstriche.

Bild: pixabay

Gähnende Leere in den Hörsälen, Stille in Gängen und Klassenzimmern. So präsentiert sich das Departement Gesundheit, seit der Präsenzunterricht am 16. März wegen der Corona-Pandemie untersagt wurde. Danach hatten die Dozierenden des Bachelorstudiengangs eine Woche Zeit, um auf Online-Unterricht umzustellen. Seither erfahren die Studierenden wöchentlich, wie sie die Studieninhalte der kommenden Woche beziehen können. So etwa live via Zoom oder MS Teams, mit Videodateien oder Powerpoint-Präsentationen mit Audiokommentar ihrer Dozierenden.

Chancen des «Distance Learnings»

Für die Dozierenden war die plötzliche Umstellung ein Kraftakt, der sie gleichzeitig einen grossen Schritt im digitalen Lehren voranbrachte. Doch wie kamen die Studierenden mit den neuen Unterrichtsformaten zurecht? Dies wollten die Verantwortlichen des Bachelorstudiengangs Ergotherapie wissen und organisierten Anfang April zwei ausserordentliche Studiengangs-konferenzen über MS Teams. Was dabei herauskam, überraschte die Studiengangleiterin Maren Kneisner: «Zwar wurden wir deutlich auf Probleme hingewiesen, etwa dass gewisse Systeme überlastet seien oder Dozierende im Unterricht zu viele Lernaktivitäten auf unterschiedlichen Kanälen forderten. Gleichzeitig berichteten die Studierenden jedoch von grossen Vorteilen – etwa den Zeitersparnissen durch das wegfallende Pendeln, der Flexibilität beim Lernen oder der Möglichkeit, Video- und Audiodateien mehrmals anzusehen respektive anzuhören». Daher steht für Maren Kneisner fest, «dass wir die Erfahrungen dieses ‹erzwungenen Experiments› unbedingt evaluieren und auch längerfristig nutzen müssen».

Grenzen des Online-Unterrichts

Jedoch eignen sich nicht alle Bestandteile des Studiums für Unterricht auf Distanz. Die Grenzen zeigen sich etwa da, wo die Studierenden mit Mitstudierenden, Simulations- oder gar echten Klienten praktisch üben oder etwas demonstrieren sollten. Dazu gehören etwa Skills-Labore oder die strukturierte, praktische Prüfung (SPP), bei der die Studierenden Ende des sechsten Semesters an verschiedenen Posten ihr Wissen anwenden müssen. Wenn möglich, organisieren die Dozierenden zwar auch für diese Unterrichtseinheiten Alternativen. So erhalten die Studierenden etwa den Auftrag, Videosequenzen mit Klienten-Beispielen zu beurteilen, sie müssen anstelle ihrer Mitstudierenden sich selbst analysieren oder Übungen mit Angehörigen im gleichen Haushalt respektive ihrem direkten Umfeld machen. Dennoch kann damit nicht alles kompensiert werden. Fehlen sinnvolle Lösungen, fallen Unterrichtsstunden aus. Auf die SPP wollen die Verantwortlichen jedoch nicht ganz verzichten. Es soll eine abgespeckte Prüfung auf schriftlichem Weg geben, auf die sich die Studierenden vorbereiten müssen.

Balanceakt Praktika

Als der Bundesrat die ausserordentliche Lage ausrief und kurz darauf verbot, «nicht dringend angezeigte Therapien durchzuführen», hatten die Studierenden des vierten Semesters gerade ihr zweites Praktikum begonnen. Insbesondere in den Arbeitsfeldern Orthopädie und Pädiatrie fielen danach viele ergotherapeutische Behandlungen aus. Aber auch in allen anderen Fachbereichen nahm die Zahl der Klientinnen und Klienten deutlich ab. Daher definierten die Praktikumsverantwortlichen des Instituts für Ergotherapie rasch Massnahmen, die es den Institutionen erleichtern sollten, Praktika fortzuführen. So dürfen Praktikantinnen und Praktikanten, falls nötig, in anderen Arbeitsfeldern oder Aufgabenbereichen eingesetzt und die Präsenzpflicht darf reduziert werden. Dank dieser Massnahmen und des grossen Engagements der Praktikumsbetriebe können viele Studierende nun ihr Praktikum weiterführen.

Und doch mussten einige Betriebe aufgrund fehlender Arbeit Praktika aussetzen. Die betroffenen Studierenden haben jedoch die Möglichkeit, Ersatzleistungen in angrenzenden Berufsfeldern wie der Pflege, im Sozialwesen oder in der gemeindenahen Freiwilligenarbeit zu erbringen. So gibt es Studierende, die Nachbarschaftshilfe leisten, Familien mit Kindern mit Beeinträchtigen unterstützen oder etwa in der Pflege, der Aktivierung, in einer Apotheke oder beim Schweizerischen Roten Kreuz aushelfen. «Um den unterschiedlichen Situationen der Studierenden gerecht zu werden, werden die Praktika ausnahmsweise nicht benotet, sondern mit Prädikat ‹bestanden› oder ‹nicht bestanden› abgeschlossen», erklärt die Praktikumsverantwortliche des Instituts für Ergotherapie, Michèle Gasser. Nur wenige Studierende müssen ihr Praktikum dennoch ganz verschieben, da sie sich zum Beispiel aufgrund einer Vorerkrankung selbst isolieren müssen.