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E-Learning - Das gewonnene Wissen wird nicht mehr verloren gehen

In nur zwei Wochen hat Katja Geiger als Verantwortliche für Blended Learning Dozentinnen und Dozenten geschult, auf Onlineunterricht umzustellen. Dabei konnte sie ihnen zeigen, dass Distance Learning viel mehr ist als eine besprochene Powerpointpräsentation. Im Interview erzählt Geiger, wie die Coronakrise den digitalen Unterricht vorangetrieben hat und wie die Dozierenden sich in Rekordzeit an neue Unterrichtsformate angepasst haben.

Für einige Dozierende ist Onlineunterricht etwas völlig Neues. Wie ist es gelungen, sie in so kurzer Zeit und auf Distanz zu schulen?

Bis vor kurzem waren viele Dozierende eher skeptisch gegenüber E-Learning. Die Coronakrise hat nun alle gezwungen, ihren Unterricht online zu gestalten. Trotz anfänglichem Misstrauen hat die Krise die Dozierenden angespornt, sich mit den Möglichkeiten von E-Learning auseinanderzusetzen. Viele Dozentinnen und Dozenten, auch solche, die nicht so technikaffin sind, waren sehr motiviert und setzten sich ein, einen guten Onlineunterricht zu gestalten. Das Engagement der Dozierenden war gross, der Wissensgewinn ist riesig.

Die Umstellung auf Onlineunterricht kam sehr überraschend. Was war schon vorhanden und was brauchte es zusätzlich, um das in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen?

Es gab bereits E-Learning Sequenzen und einige Dozierende hatten schon Erfahrungen gesammelt, wie Onlineunterricht gestaltet sein muss, damit er für die Studierenden attraktiv ist. Durch die Coronakrise mussten plötzlich alle Dozierenden ihren Unterricht auf E-Learning umstellen. Sie konnten nicht mehr die Themen aussuchen, die sich dafür eignen. In kurzer Zeit mussten sie sich Wissen über e-Didaktik und Technik erarbeiten. ZHAW-übergreifend haben die E-Learning-Verantwortlichen der Departemente zusammengearbeitet und die Dozierenden in Webinaren geschult. Am Anfang gab es täglich virtuelle Treffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Ich war in dem Team für das Departement Gesundheit verantwortlich. Wir haben sehr viel gearbeitet, doch das Resultat ist grossartig. Es sind in kurzer Zeit viele spannende Unterrichtseinheiten entstanden.

Wie reagierten die Studierenden auf den Onlineunterricht?

Obwohl die meisten Studierenden lieber Präsenzunterricht haben, reagierten sie gut auf die neuen Unterrichtsformen und schätzten das Engagement der Dozierenden. Wir wissen das, weil wir zahlreiche Unterrichtssequenzen evaluiert haben. Um die Studierenden – und die Dozierenden – nicht zu überlasten, haben wir versucht, die wichtigsten Inhalte je Studiengang auf 12-16 Lektionen pro Woche zu komprimieren. Die gewohnten 8 Stunden Präsenzunterricht pro Tag wären zu viel für beide Seiten gewesen. Wegen den Einsätzen der Studierenden in Spitälern gibt es zudem wenig synchronen Unterricht. Im Bachelorstudiengang Hebamme werden zum Beispiel jeweils am Sonntagabend die Aufträge für die kommende Woche freigeschaltet. Die Dozierenden versuchen mit kreativen Ideen, zum Beispiel mit Videobotschaften, den persönlichen Kontakt mit den Studierenden aufrecht zu erhalten.

Welche Möglichkeiten eröffnet der Onlineunterricht und wo sehen Sie dessen Grenzen?

Für den Onlineunterricht gibt es eine bunte Auswahl an Tools und Möglichkeiten, mit denen Lektionen sehr abwechslungsreich, spannend und sogar spielerisch gestaltet werden können. Der Austausch zwischen den Studierenden und Rückfragen an die Dozierenden sind jedoch nur eingeschränkt möglich. Zudem ist es fast unmöglich, praktische Handgriffe, wie beispielsweise das Blut abnehmen, zu üben. Onlineunterricht ist auch nicht für alle Lerntypen gleich gut geeignet. Studierende, die gerne selbstständig und im eigenen Rhythmus arbeiten, kommen besser damit zurecht als solche, die eine klare Struktur brauchen und sich schnell im Stoff verlieren.

Welche Vorteile bietet Onlineunterricht gegenüber dem Unterricht vor Ort?

E-Learning ist weit mehr als eine besprochene Powerpointpräsentation. Da steckt viel Didaktik dahinter. Und: Das Lernen ist oft nachhaltiger, da die Sequenzen so aufgebaut sind, dass das Wissen leicht angeeignet werden kann. Die Inhalte können beliebig oft wiederholt werden. Zudem ist E-Learning orts- und zeitunabhängig – so kann jeder in seinem eigenen Rhythmus lernen.

Was ist anders als in einem Hörsaal?

Der direkte Kontakt fehlt, es gibt keine unmittelbaren Reaktionen der Studierenden. Das macht es für den Dozierenden schwieriger abzuschätzen, ob das Gesagte verstanden wurde. Im E-Unterricht ist das Feedback nur hinterher möglich. Der Präsenzunterricht lebt mit der Persönlichkeit, dem Humor und dem Charisma des Dozierenden. Im E-Learning ist das nur beschränkt möglich.

Kann trotz der physischen Distanz eine Klassengemeinschaft entstehen?

Derzeit absolviere ich ein Masterstudium in reinem E-Learning und erlebe dabei, dass durchaus ein Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. Aber die Dozentin oder der Dozent muss das gezielt fördern und steuern. So kann man etwa mit Willkommensbeiträgen in Foren oder Gruppenarbeiten und Präsentationen den Gruppenzusammenhalt stärken.

Welche Tipps haben Sie für abwechslungsreichen und spannenden Onlineunterricht?

Die beste Lernform wird langweilig, wenn sie zu oft angewendet wird. Darum ist es wichtig, die Lernformen abzuwechseln. Und nicht nur die Tools müssen spannend sein, sondern auch die Aufträge. Von den Dozierenden ist wie im Präsenzunterricht auch Kreativität gefordert.

Sie sind Hebamme und haben sich in den Bereichen E-Didaktik und E-Learning weitergebildet. Was fasziniert Sie daran?

Anfangs war ich sehr skeptisch und dachte: «Hebamme ist ein praktischer Beruf, den kann man nicht am PC lernen». Dann wurde mir klar, dass E-Learning unaufhaltsam kommen wird und ich habe angefangen, mich damit auseinanderzusetzten. Ich lernte: Haptische Fähigkeiten kann man zwar nicht online erwerben, die Theorie der Hebammenarbeit aber durchaus. Und online gibt es spannende Möglichkeiten zu lernen, wie zum Beispiel Fallgeschichten, die je nach Entscheidungen der Studierenden anders verlaufen.

Was bleibt vom Onlineunterricht, nachdem das Departement Gesundheit wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt ist?

Sicher bleibt ganz viel zurück! Wir konnten viele Erfahrungen sammeln, das dabei gewonnene Wissen wird nicht mehr verloren gehen. E-Learning wird wohl in Zukunft vermehrt im Unterricht angewendet. Und es bleibt ein gutes Gefühl zurück, dass es möglich ist, in kurzer Zeit viel zu bewegen.

Katja Geiger ist Hauptverantwortliche für Blended Learning am Departement Gesundheit.

Zum Porträt von Katja Geiger