Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

«Ich weiss jetzt, weshalb ich Ergotherapie studiere»

Im Bachelorstudiengang Ergotherapie fanden erstmals die neuen Praxistage statt. In diesen sammeln die Studierenden niederschwellig erste Erfahrungen mit Klientinnen und Klienten und beginnen, Theorie und Praxis zu verknüpfen. Die Rückmeldungen der Beteiligten sind sehr positiv – so auch diejenigen der Studentinnen Sina Kuster und Jana Caviezel. 

Am Anfang fühlte sich Jana Caviezel etwas ins kalte Wasser geworfen, als sie anhand des Transactional Model of Occupation (TMO) ein Erstgespräch mit einem Klienten in der Handtherapie führen und damit seine Lebenssituation ganzheitlich erfassen sollte. «Ich wusste zuerst nicht so genau, worauf ich achten und wie ich wann welche Fragen stellen sollte», schildert Caviezel ihre Erfahrung. Zum Glück erhielt sie Unterstützung von ihrer Praxisanleiterin, die ihr half, die notwendigen Informationen in der Therapie zusammenzutragen. 

Die Souveränität ihrer Anleiterinnen beeindruckten Jana Caviezel und ihre Kollegin Sina Kuster allgemein. Während für sie selbst noch alles neu war und sie viele Krankheitsbilder zum ersten Mal sahen, beobachteten sie, wie routiniert und scheinbar mühelos die erfahrenen Berufsleute an die Therapiesituationen herangingen. So zum Beispiel als Sina Kusters Praxisanleiterin ihr in der Orthopädie erklärte, wie sie vermeidet, dass Handschienen bei Klienten Druckstellen verursachen. 

Steile Lernkurve

Insgesamt machten die zwei Studentinnen während der dreimal drei Praxistage schnell Fortschritte. Dies nicht zuletzt, da sie jeweils bereits ab dem zweiten Tag in den Institutionen Hand anlegen und Therapiesequenzen selbst planen und umsetzen konnten. So leitete Jana Caviezel zum Beispiel in einem Seniorenzentrum eine Turnstunde zu einem festgelegten Thema und Sina Kuster plante mit einer Mitstudentin die Behandlung von zwei Klienten mit Diagnose Rhizarthrose. In ihren Praxistagen in der Pädiatrie unterstützte sie zudem Kinder mit Cerebralparese und Downsyndrom beim Bouldern in einer Kletterhalle. Dabei hielten sich die Praxisanleitenden jeweils ganz im Hintergrund und hätten nur im Notfall eingegriffen. Dies nahmen beide Studentinnen als sehr bestärkend wahr.

Motivationsspritze fürs Studium  

Für diese Lernerfahrungen sind die Studentinnen den Betrieben sehr dankbar: «Alle Praxisanleitenden waren sehr gut vorbereitet, nahmen sich viel Zeit für uns und hatten auf jede Frage eine Antwort» so Jana Caviezel. Das Fazit der beiden lautet denn auch einhellig, dass die Praxistage eine tolle Chance für die Studierenden sind. Dazu Sina Kuster: «Dank dem Einblick in die Praxis weiss ich jetzt genau, weshalb ich das mache und dass ich etwas studiere, was mir wirklich gefällt.» Die Praxistage seien damit eine gute Motivation für das weitere Studium. Vor allem freue sie sich jedes Mal, wenn etwas im Unterricht thematisiert wird, das sie bereits in den Praxistagen gesehen hatten und umgekehrt.

Bilanz aus Sicht der Organisatorinnen

Für Michèle Gasser, Praktikumsverantwortliche Ergotherapie, sind es diese Transfereffekte – von der Theorie in die Praxis und umgekehrt – die die Praxistage ausmachen. Insgesamt schätzt sie die erste Durchführung sehr positiv ein. Ihre Wahrnehmung decken sich mit den durchgeführten Umfragen sowohl bei den Praxisanleitenden als auch den Studierenden. Allerdings hätten diese auch Verbesserungspotenzial gezeigt. So müssten etwa die Aufträge an die Studierenden vereinfacht und diese den Anleitenden zugänglich gemacht werden. Auch die Einführung der Studierenden, insbesondere vor den Pädiatrie-Praxistagen, soll noch angepasst werden. Alles in allem habe sich das Konzept jedoch bewährt und den Studierenden «speziell in der Corona-Zeit wertvolle Einblicke ermöglicht», so Gasser.

Chance auch für kleine Institutionen

Bis zur nächsten Durchführung der Pädiatrie-Praxistage diesen November wollen die Organisatorinnen das Konzept entsprechend den Rückmeldungen weiter entwickeln und anpassen. Michèle Gasser sieht darin jedoch schon jetzt eine spannende Möglichkeit gerade für kleine Ergotherapie-Institutionen, um niederschwellig mit Studierenden in Kontakt zu treten und etwas für ihren Betrieb zu «werben».

Interessierte finden alle Details zur Umsetzung der Praxistage im folgenden Leitfaden und können sich bei Fragen gerne an Gabriele Bracher wenden. 

Praxistage Ergotherapie

Seit der Einführung des neuen Curriculums im Bachelorstudiengang Ergotherapie im Herbst 2020 verbringen die Studierenden im ersten Jahr dreimal drei Tage in einer Praxisinstitution. Dabei stehen bei den ersten drei Praxistagen Kinder und Jugendliche, bei den zweiten Klientinnen und Klienten im mittleren und bei den dritten solche im hohen Lebensalter im Fokus. Die neun Praxistage ergänzen damit die drei Praktika, welche die Studierenden im zweiten und dritten Jahr absolvieren.