Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

«Die Abschlusskompetenzen garantieren gleichwertige Abschlüsse»

Über welche Kompetenzen müssen angehende Health Professionals beim Abschluss ihrer Ausbildung verfügen? Die Fachhochschulen, die in der Schweiz Gesundheitsberufe ausbilden, haben dies in einer gemeinsamen Publikation definiert. Cécile Ledergerber, Studiengangleiterin BSc Physiotherapie am ZHAW-Departement Gesundheit, hat an der Publikation mitgewirkt und erzählt, warum die Standardisierung so wichtig ist.

Was verändert sich durch die standardisierten Abschlusskompetenzen, die von den Fachhochschulen mit der Publikation «Professionsspezifische Kompetenzen» definiert wurden?

Gesundheitsfachpersonen arbeiten in einem reglementieren Umfeld. Standardisierte Abschlusskompetenzen garantieren, dass die Bachelorabschlüsse der verschiedenen Fachhochschulen gleichwertig sind. Das ist sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Patientensicherheit wichtig. Die Abschlusskompetenzen spiegeln darüber hinaus den Wandel in der Ausbildung von Health Professionals wider: Diese hat sich bezüglich interprofessioneller und professioneller Lehrinhalte stark verändert. Als ich 1990 die Ausbildung zur Physiotherapeutin machte, hatten wir keinen Austausch mit den anderen Gesundheitsberufen. Erst im Praktikum sprach ich mit Ergotherapeutinnen, Hebammen oder Pflegenden. Heute ist ein Sechstel der Ausbildungszeit interprofessionell und die Studierenden besuchen vom Beginn ihres Studiums Module zusammen mit anderen Berufsgruppen.

Gesundheitsberufe werden seit 2006 auf Fachhochschulstufe gelehrt. Um die alten Berufsbildungen, für die früher die einzelnen Berufsverbände zuständig waren, in die neue Bildungssystematik auf Fachhochschulstufe einzufügen, wurden bereits 2009 gemeinsame Abschlusskompetenzen erarbeitet. 2020 gab es dann eine Änderung in der Gesetzgebung: Wie die Medizinalberufe werden neu auch die Gesundheitsberufe durch den Bund reglementiert. Durch diese Änderung mussten die Abschlusskompetenzen für das neue Gesundheitsberufegesetz 2020 nochmals überarbeitet werden. Das bedeutete zwar viel Arbeit, gab uns aber auch die Möglichkeit, die Qualität der Bachelorstudiengänge nochmals zu steigern.

Die berufsspezifischen Kompetenzen basieren auf dem kanadischen Rollenkonzept CanMEDS. Was ist besonders an diesem Modell?

Das Royal College of Physicians and Surgeons of Canada hat mit dem CanMEDS 1996 ein erstes kompetenzorientiertes Rollenkonzept für die medizinische Ausbildung entwickelt. 2005 wurde der Katalog grundlegend revidiert und als Standard für die medizinische Grund- und Weiterbildung positioniert. CanMEDS widerspiegelt die Überzeugung, dass im Gesundheitswesen nebst den fachlichen Kompetenzen die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen im Vordergrund stehen muss. Nebst der Expertenrolle, welche berufsspezifisch geprägt ist, sind Rollen wie jene der Kommunikatorin oder des Teamworkers massgeblich für die Kompetenzen im Gesundheitswesen. Eine Physiotherapeutin zum Beispiel behandelt nicht nur ein Gelenk, sondern den ganzen Menschen in seiner Lebenswelt. Zudem muss sie in einem interprofessionellen Team arbeiten können.

Die Anforderungen in den Gesundheitsberufen sind hoch: Bachelorabsolvierende müssen in sieben Rollen sattelfest sein, zum Beispiel als Health Advocate, Teamworkerin oder Kommunikator. Warum müssen Gesundheitsfachpersonen über solch breite Kompetenzen verfügen?

Menschen und ihre Krankheiten sind vielfältig und komplex. Die Studierenden sollen dazu ausgebildet werden, Menschen aller Altersgruppen in allen klinisch relevanten Feldern behandeln zu können. Sie müssen auf die fachlichen, (zwischen-)menschlichen, ethischen, technischen und ökonomischen Berufsanforderungen vorbereitet werden, und die jeweils wirksamsten, effektivsten und sichersten Verfahren einsetzen. Darauf bereitet sie das Bachelorstudium vor: Die Grundausbildung ist generalistisch, erst mit einer weiteren Ausbildung, etwa einem Masterstudium, spezialisieren sich die Gesundheitsfachpersonen.

Was bedeuten die neu erarbeiteten Abschlusskompetenzen für den Bachelorstudiengang Physiotherapie?

Das neue Gesundheitsberufegesetz ist 2020 in Kraft getreten. Seither gelten auch die neuen Abschlusskompetenzen, die als Richtschnur für die Curriculumsrevision des Studiengangs gedient haben. Die Hauptarbeit ist abgeschlossen, nun folgt die Umsetzung. Das ist ein laufender Prozess, der sich über alle Semester inklusive der Praktika hinzieht.  

Was wird neu sein für die Studierenden?

Gewisse Themen haben sich in den letzten zehn Jahren verändert. Zum Beispiel hat sich die Technologie rasant entwickelt, die Gesundheitsförderung und die Prävention haben einen höheren Stellenwert und die Demografie verändert sich. Bestehende Module wurden inhaltlich an diese neuen Anforderungen angepasst, Modulinhalte verschoben oder neue Module gebildet. Auch ausserhalb der Curriculumsrevision werden unsere Module regelmässig evaluiert und angepasst.

Die Kompetenzen decken ein breites Spektrum ab. Wie werden sie während des Studiums geprüft?

So vielfältig wie unsere Module sind, so vielfältig sind unsere Prüfungen. Wir haben mündliche, schriftliche und praktische Prüfungen, wir prüfen einzeln und in Gruppen. Der hohe praktische Anteil in der Ausbildung zeigt sich auch in den zahlreichen praktischen Prüfungen, bei denen die Studierenden an ihren Peers oder an Schauspielpatientinnen und -patienten ihr Können unter Beweis stellen.

Cécile Ledergerber, Studiengangleiterin BSc Physiotherapie